[Anm.: 
                  (falls Sie auf diese Seite direkt durch einen link einer Suchmaschine 
                  gekommen sein sollten), 
                  dies ist ein kostenloser Service von www.sachverstand-gutachten.de
                der 
                  Verfasser lädt Sie zum stöbern ein 
                  und freut sich über Rückmeldungen - bitte beachten 
                  Sie die Hinweise zum copyright unter Kontakt]
                
                
                
                
                
                
                
                
                Ein  Schritt vor und zwei zurück?
                download als pdf
                
                Wenn Prof. Siegfried  Windisch als Ergebnis einer mikrobiologischen Untersuchung „o.B.“  zu lesen bekam, pflegte er zu fragen, ob man die Probe versehentlich  in den Papierkorb geworfen habe, bevor man sie auswerten konnte.  Logisch nachvollziehbar führte er aus, dass zwar die alten Römer  die Null nicht als Zahl ansahen, dass wir aber seit Einführung der  arabischen Ziffern sehr wohl in der Lage seien eine „0“ zu  schreiben und eine „0“ weniger Tinte und Zeit verbrauche, als das  notieren von „o.B.“. Mediziner teilen Mikroorganismen nur in 2  Kategorien ein: in „böse“ und in „uninteressant“, da  „uninteressant“ relativ lang ist, schreiben Mediziner dafür  „o.B.“; vermutlich auch weil es irgendwie „wissenschaftlicher“  klingt.
                Aber ist „o.B.“ in  der Praxis dasselbe wie „0“? Hat die Angabe des Ergebnisses als  o.B. irgendeinen Vorteil gegenüber der Null? So wie jedes Quadrat  ein Rechteck ist, ist „o.B.“ das Rechteck, das manchmal auch ein  Quadrat entsprechend der Keimzahl „0“ ist. Eindeutige Angaben  werden nicht nur durch „glamouröse“ Mediziner, sondern auch  durch die Verwendung einiger im anglo-amerikanischen Raum  gebräuchlichen Angaben mehrdeutig.                
Systeme sind  historisch gewachsen
                Auch für Leute die damit aufgewachsen sind, ist das  anglo-amerikanische System nicht immer leicht verständlich. Dass die  US-Gallone ein kleineres Volumen hat als die Imperial-Gallone ist  allgemein bekannt, aber dass die US-Gallone aus 128 Unzen, die  Imperial-Gallone aber aus 160 Unzen besteht und Getreide in Scheffel,  einem Hohlmaß (US= 35,2391l; Imp.=36,3687l) verkauft wird, erinnert  an die Zeit, als jedes Fürstentum in Deutschland seinen eigenen  Zentner hatte. So wog vor dem Deutschen Zollverein ein Zentner in  Sachsen 51,4 kg und in Braunschweig nur 46,77 kg. Und manche  Kontinentaleuropäer erinnern sich noch daran, dass in England ein  Schnapsglas 1/6 Gill und in Schottland ein 1/5 Gill fasste, d.h. in  Schottland war das Schnapsglas um gut 47 ml größer. Es verwundert  sicherlich kaum, dass in England ein Gill aus 5 Unzen besteht und ein  US-Gill aus nur 4 Unzen. Der Amerikaner sagt zur Milliarde billion,  der Engländer kennt hingegen eine milliard und so wird beim  Amerikaner die Billion zur trillion und beim Engländer bleibt es bei  einer billion. Möglicherweise ist es einfacher genügend  Schriftzeichen zu erlernen, um die Yomiuri Shimbun lesen zu können?                
                Auch heute noch ist es  bei vielen in Deutschland durchgeführten chemisch-technischen  Analysen üblich, das Ergebnis in Milligramm pro Liter anzugeben.  Früher ersparte man sich dadurch einige Rechenarbeit, die in der  Vor-PC-Taschenrechnerzeit gerne vermieden wurde. Seit über 40 Jahren  gehören Taschenrechner nicht mehr zu den Luxusgütern und eine  Angabe z.B. in Milligramm pro Kilogramm wäre leicht errechenbar.   Der Fehler zwischen mg/l und mg/kg ist häufig vernachlässigbar  klein, da das Volumen sich regelmäßig auf Flüssigkeiten mit einer  Dichte um eins bezieht.                
                Sicherlich würde man  ein Ergebnis, das üblicherweise in mg/kg angegeben wird nicht in  mg/l umrechnen, da die Bezugsbedingungen des Liters definiert sein  müssen.                
                Macht es Sinn statt  Milligramm pro Liter die in Nordamerika sehr beliebten Parts per  Million (ppm) zu verwenden; sind ppm besser, genauer, einfacher zu  schreiben oder mit weniger Rechenaufwand verbunden?                
                Die Angabe von ppm ist  aber offensichtlich „cooler“ als mg/l? Aber ist es dasselbe ob  man ppm oder mg/l schreibt oder sollte man die „ppm“-Angabe den  Medizinern schenken?                
                Vorteil der Angabe:  ppm
                Wenn in einer Stadt 55%  Frauen leben, wären dies 550.000ppm Frauen in der Stadt und  grundsätzlich wäre diese Angabe deutlich einfacher zu verstehen als  ein Masseverhältnis von z.B. 45 kg von 100kg Mensch in der Stadt  sind weiblich. Ein Gewichtsvolumenverhältnis von 44,8 kg Frau je 100  l Mensch bei 8°C und einem Luftdruck von 1007 hPa wäre sicherlich  noch unsinniger.                
                Bei Molverhältnissen  ist die Angabe von ppm hingegen äußerst sinnvoll, diese Verwendung  ist aber bis heute nur in der Umwelttechnik gebräuchlich. Wobei der  CO2-Gehalt der Luft auch gerne in ppm angegeben wird,  obwohl Volumenverhältnisse gemeint sind.                
                Nachteil der Angabe:  ppm
                Der CO2-Gehalt  von Getränken wird in Deutschland meist in Gramm pro Liter  angegeben, manchmal auch in Prozent und manchmal als  Volumenverhältnis; d.h. ein CO2-Gehalt von 4 v/v  bedeutet, dass in einem Liter Getränk sich 4 l gasförmiges CO2  befinden oder etwa 8g/l oder 0,8%. Wieviel ppm wären das aber nun?  Man könnte statt 0,8% bzw. 8g/l auch von 8.000 ppm oder statt  4 v/v von 4.000.000 ppm sprechen; denn nun kommt es doch  erheblich auf die Bezugsbedingungen an und bei atmosphärischen  Bedingungen ist ein Gas meistens gasförmig.                
                Beispiel 
                Vor nicht allzulanger  Zeit kam es zu einem Schadensfall in Millionenhöhe. Der Ausgang des  darauffolgenden Streits mag überraschen. 
                Der Fall: Ein  Lebensmittelhersteller hatte mit dem Lieferanten der technischen Gase  die maximal zulässigen Verunreinigungen vereinbart, die Zahlenwerte  orientierten sich an denen der Trinkwasserverordnung. Da das fertige  Lebensmittel nur zu einem relativ kleinen Prozentsatz aus dem Gas  besteht und der Gesetzgeber davon ausgeht, dass man regelmäßig  relativ große Mengen an Trinkwasser konsumieren könnte, fühlte  sich der Lebensmittelhersteller mit dieser Vorgehensweise sicher und  erwartete in seinem Produkt Verunreinigungen durch das Gas, die etwa  um den Faktor 1.000 geringer, als beim Trinkwasser zulässig,  ausfallen würden. Bei einer jährlichen Routinekontrolle wurden  aromatische Kohlenwasserstoffverbindungen in dem Lebensmittel  gemessen. Der im Lebensmittel gefundene Wert lag etwa um den Faktor  10 unterhalb des Trinkwassergrenzwertes. Da keinerlei Gefahr für  Konsumenten bestand entschied sich der Lebensmittelhersteller deshalb  gegen eine Rückrufaktion. Er sperrte aber das gesamte im Lager  befindliche Produkt, das eine ähnliche Konzentration an aromatischen  Kohlenwasserstoffverbindungen aufwies, da zwar keine Gefahr für Leib  und Leben bestand, aber die zulässigen internen Toleranzen deutlich  überschritten waren. Relativ schnell wurde festgestellt, dass der  Gaslieferant für die Kontamination „verantwortlich“ war. Nach  Überzeugung des Lebensmittelherstellers war der Gehalt an  aromatischen Kohlenwasserstoffverbindungen im gelieferten Gas 100mal  höher, als im Vertrag vereinbart. Der Gaslieferant meldete den  Schadensfall seiner Versicherung, die zur Unterstützung bei der  Schadensbegutachtung/‑abwicklung einen externen  Sachverständigen beauftragte. Inzwischen war so viel Zeit vergangen,  dass das MHD des eingelagerten gesperrten Produktes eine Auslieferung  nicht mehr zuließ.                
                Obwohl man den  Zahlenwert aus der Trinkwasserverordnung übernahm, wählte man als  Einheit ppm statt mg/l, in der Annahme, das sei dasselbe. Zur  Definition der Angabe ppm wurde vertraglich eine „gebräuchliche“  Analysenvorschrift bestimmt, die jedoch aus den 30-er Jahren stammte  und somit etwa 80 Jahre alt war. Hier war definiert, dass ppm als  Volumenverhältnis bei genau definierten Umgebungsbedingungen zu  verstehen sei. Bei diesen Umgebungsbedingungen ist das „schuldige“  Gas aber gasförmig  und die Konzentration darf nun um etwa drei  Zehnerpotenzen höher sein, bis der vereinbarte Grenzwert  überschritten wird.                
                Obwohl die ppm des  Vertrages klar definiert waren, hat kein einziges Labor die  gefundenen Werte umgerechnet, sondern das Ergebnis entweder als mg/l  oder als ppm (mit anderer Definition) angegeben.                
                Aus Sicht der  Versicherung gab es aber nun weder eine Vertragsverletzung noch einen  Versicherungsfall. Aus verständlichen Gründen akzeptierte der  Lebensmittelhersteller zähneknirschend diese Tatsachenfeststellung.                
                Empfehlung:
                In Costa Rica empfinden  es die Leute als lustig, wenn sie erfahren, dass man in Deutschland  Bananen nach Gewicht und nicht nach Stück kauft.                
                Prozentuale Angaben  oder Mol-Verhältnisse sind häufig sehr sinnvolle Angaben.                
                Parts per Million (ppm)  können sinnvoll nur verwendet werden, wenn sie genau spezifiziert  werden und sich Laboratorien auch an diese Spezifikation halten. Wenn  aber definiert wird, dass ppm z.B. mg/l bedeuten sollen, warum  belässt man es nicht bei der Angabe mg/l? 
                download als pdf
                zur Themenübersicht Brauerei zur Themenübersicht Allgemein