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                Der allererste  Schritt, vor dem ersten Schritt - Die Vor‑Projektphase
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Wenn  man ein Projekt beginnt, sollte man zunächst einen Plan anfertigen  oder bereits einen Plan haben?
                Kann man scheinbar  eindeutige Formulierungen falsch auffassen? Könnte eine Weinkönigin  vielleicht von einem Juristen als Heulsuse mit Erfahrung  interpretiert werden? So oder so ähnlich gestaltet sich häufig der  Einstieg eines Beraters in ein „laufendes“ Projekt. Man  diskutiert Formulierungen und überlegt, ob einzelne Worte falsch  verstanden werden könnten. Die vorrangigste Aufgabe des Beraters ist  in diesem Projektstadium, Detail-Fehler und deren Folgen zu  minimieren oder zu korrigieren. Die grundsätzlichen Entscheidungen  sind in der Regel weder diskutier- noch korrigierbar, sie werden als  gottgegeben betrachtet. Aber Gott war in den allermeisten Fällen in  den Entscheidungsprozess nicht eingebunden.
So wird z.B.  „alternativlos“ entschieden die  NH3-Direktverdampfungs-Kälteanlage gegen  eine „umweltverträglichere“ auszutauschen oder zukünftig eine  mit Biogas betriebene Kraftwärmekopplung zu betreiben. Insbesondere  wenn die Politik über die Medien „Wissen“ massiv verbreitet,  sind viele geneigt, der vorherrschenden Meinung zu folgen. An einem  Beispiel soll gezeigt werden, dass es sinnvoll ist, einen „Plan“  zu haben, bevor man ein Projekt beginnt.
Advocatus Diaboli  gegen Fehlleitungen
Wenn ein neues Projekt  ansteht, hat natürlich jeder eine Meinung dazu, was richtig und was  falsch ist. Hilfe nimmt man in der Regel nur für Wissenslücken in  Anspruch oder um seine Meinung bestätigt zu bekommen. Häufig machte  es aber mehr Sinn, die eigene Meinung durch einen Advocatus Diaboli,  statt durch einen Fürsprecher, „überprüfen“ zu lassen. Durch  gezielte Gegenargumente und eine (sanfte) Provokation kann die eigene  Meinung hinterfragt, gefestigt oder auch revidiert werden.
                Bevor die Arbeit am  Lastenheft begonnen wird, ist es hilfreich die Gedanken vorsortiert  zu haben. An einem Beispiel, zu dem es Informationen offensichtlich  im Überfluss gibt und nahezu jeder eine relativ klare Meinung hat,  sollen einige Punkte der Vor-Projektüberlegungen behandelt werden:  Eine Heizungsanlage für Büro- oder Wohngebäude.
Wenn eine neue Heizung  angeschafft werden soll, wird in der Regel eine vorhandene Anlage  ersetzt. Zur Vereinfachung soll hier davon ausgegangen werden, dass  Erdgas als Brennstoff eingesetzt wird. Falls Lagertanks für Heizöl  vorhanden sind, sollte dies natürlich bei einer Betrachtung  berücksichtigt werden.
Grundlagen  auffrischen
Der brennbare Anteil  des in Deutschland zur Verfügung stehenden Erdgases besteht fast  ausschließlich aus Methan. 
                Heizwert  Methan:		9,9675kWh/m³ (Wirkungsgrad-Grundlage  der Heizungsbauer)
Brennwert  Methan:		11,061kWh/m³ (Abrechnungsgrundlage  der Versorger)
                 Heizwert zu Brennwert  = 100 zu 111
                (zum Vergleich Heizöl  EL: Heizwert zu Brennwert ≈ 100 zu 106)
                  16g Methan + 64g  Sauerstoff ⟶ 44g CO2 + 36g Wasser(dampf)
                1kWh Methan (Brennwert)  + 259g Sauerstoff  ⟶  178g CO2 + 146g H2O
                259g O2 sind  in ~1m³ Luft enthalten                
                Daten  zum Brennwertgerät (Quelle: Buderus Planungsunterlage [http://documents.buderus.com/download/pdf/file/6720649201.pdf])
Kondensatmenge  bei Nennleistung (40/30°C): 			124g/kWh 
                Kesselwirkungsgrad  (DIN 4701-10) bei Vollast: 			97,5% bei 							30% Teillast:  			107,2%
                Kesselwirkungsgrad bei  max. Leistung 
 80°C/60°C:   					      		  97,5%
                 50°C/30°C:							106%
                bei  Normnutzungsgrad: 
                 75°C/60°C:						         105,8%
                 40°C/30°C:						         109,1% 
                Dass die Daten eines  einzelnen Herstellers die Vergleichbarkeit verschiedener  Betriebszustände (Vor-/Rücklauftemperatur, Teil-/Volllast) kaum  zulassen, scheint gewollt zu sein  (Anm.: Die Daten anderer Anbieter  sind häufig noch weniger verwendbar, als die im Beispiel von  Buderus). Da die Größe des Wärmeübertragers der Heizungsanlage  konstant ist, steigt die Menge des Kondensats und damit der  Wirkungsgrad eines Brennwertgeräts an, wenn die Rücklauftemperatur  oder/und die Last geringer werden. Dies ist logisch an den Zahlen des  Beispiels nachvollziehbar. Wenn bei Vollast und VL=50°C/RL=30°C ein  Wirkungsgrad von 106% erzielt wird, müsste bei VL=40°C/RL=30°C und  Nennleistung (=Vollast?) eigentlich ein höherer Wirkungsgrad möglich  sein, da durch die höhere Strömungsgeschwindigkeit auf der  Wasserseite der Wärmeübergang zunimmt und die mittlere  Temperaturdifferenz zum Abgas steigt. 
Anerkannte Regeln  der Technik
Da ein Berührungsschutz  von Heizkörpern und Heizungsrohren in Räumen unüblich ist, sollte  man davon ausgehen können, dass die Anlage mit einer max.  Vorlauftemperatur von 60°C betrieben werden kann. Üblicherweise  sind alle Heizkörper mit Thermostatventilen ausgestattet, die eine  fest-einstellbare Öffnungsbegrenzung aufweisen, damit ein  hydraulischer Abgleich durchgeführt werden kann. Die Kennlinie der  Heizung kann in Steigung und Nullpunkt eingestellt werden. Die  Vorlauftemperatur wird automatisch durch die eingestellte Kennlinie  und der gemessenen Außenlufttemperatur vorgegeben. Die  Vorlauftemperatur wird um einen einstellbaren Wert für eine  einstellbare Zeit reduziert (sogenannte Nachtabsenkung).  Brennwertgeräte werden zwar seit mehr als 30 Jahren installiert,  aber es ist nicht sicher, ob sie bereits zu den anerkannten Regeln  der Technik zählen. Zahlreiche Heizungsinstallateure raten von der  Installation von Brennwertheizgeräten ab. Meistens werden sehr  weiche, nicht überprüfbare Argumente hierfür verwendet. 
                Programmierbare  Heizkörperthermostate, eine automatisch regelnde  Heizungsvorlaufpumpe (p=const.) oder eine Regelung der maximalen  Rücklauftemperatur am Heizkörper, gehören zwar zum Stand der  Technik, aber (noch) nicht zu den anerkannten Regeln der Technik. 
Übliche  Empfehlungen
Wer heute ein  Brennwertgerät nach dem Stand der Technik wählt, wird seine  vorhandenen Heizkörperthermostate vermutlich nicht ersetzen, aber  eine geregelte Vorlaufpumpe wählen. Warum die Thermostatventile  üblicherweise im Vorlauf sitzen wird häufig damit erklärt, dass  sie dort leichter zugänglich wären. Wenn aber die Heizung korrekt  justiert ist und in allen Räumen immer die gewünschte Temperatur  herrscht, spielt die Zugänglichkeit keine Rolle, da man die  Thermostate äußerst selten bedienen muss. Wenn ein Thermostatventil  im Rücklauf sitzt und auch die Rücklauftemperatur begrenzt,  erübrigt sich möglicherweise ein hydraulischer Abgleich. Die  Kennlinie und die Nachtabsenkung werden nach Erfahrung des  Installateurs oder mit Hilfe von PC-Programmen einmalig eingestellt.
                Ein hydraulischer  Abgleich wird heute grundsätzlich nach berechneten Daten  durchgeführt. Ein vereinfachtes Berechnungsprogramm hierfür liefert  z.B. Danfoss (DanBasic V). In der Regel werden die KVS-Werte der  Heizungsventile nicht einzeln ausgelegt. Wenn ein Heizkörperventil  im EG voll geöffnet ist, wird mehr Wasser hindurchströmen, als  durch das identisch geöffnete Ventil im 2.OG. Durch den  hydraulischen Abgleich soll die maximale Öffnung sämtlicher Ventile  so begrenzt werden, dass immer alle Heizkörper bestimmungsgemäß  versorgt werden.
Alles logisch  nachvollziehbar?
Wenn durch einen  Heizkörper deutlich mehr Wasser strömt als erforderlich, müsste es  in diesem Raum unerträglich warm sein. 
                Bei einer  Temperaturdifferenz Heizkörperein- zu -austritt von 20K und einer  Heizleistung von 2kW ergibt sich ein Volumenstrom von 1,4l/min. 
milde  Außentemperatur Heizleistung  2 kW:
                 ΔT  = 20K und 2kW Leistung [45°C/25°C]
                  es  durchströmen den Wärmeübertrager  		  1,4 l/min
  
                
                kalte  Außentemperatur Heizleistung  4 kW:
                  ΔT  = 20K und 4 kW Leistung [55°C/35°C]
                  es  durchströmen den Wärmeübertrager      	  2,9l/min 
                 oder
                ΔT  = 40K und 4 kW Leistung [65°C/25°C]
                  es  durchströmen den Wärmeübertrager      	  1,4l/min 
                  oder
                ΔT  = 10K und 4 kW Leistung [50°C/40°C] 
                  es  durchströmen  den Wärmeübertrager      	  5,7l/min 
                
                Wenn nun nicht 2kW  sondern 4kW benötigt werden, könnten die Vor- und die  Rücklauftemperatur um einen identischen Betrag angehoben werden und  Temperaturdifferenz und Volumenstrom blieben konstant oder  Temperaturen und Volumenströme werden verändert. Welche  Temperaturdifferenz verspricht den geringsten Energieverbrauch?  Besonders niedrige Rücklauftemperaturen müssten den Wirkungsgrad  des Brennwertgeräts anheben, kleine Volumenströme müssten den  Energiebedarf der Umwälzpumpe senken. Dann wären die höchsten  Vorlauftemperaturen beim Brennwertgerät anzustreben, da sich  hierdurch die geringsten Rücklauftemperaturen ergeben. Macht bei  einem Brennwertgerät eine in Abhängigkeit der Außentemperatur  geregelte Vorlauftemperatur Sinn oder sollte die Vorlauftemperatur  immer möglichst hoch sein?
Wenn nachts die  Vorlauftemperatur abgesenkt wird, werden die Thermostatventile  automatisch öffnen und die regelbare Vorlaufpumpe wird den  Volumenstrom bis auf 100% erhöhen, um die für den Tag eingestellte  Wohlfühltemperatur auch jetzt zu erreichen. Programmierbare  Heizkörperthermostate und eine Vorlaufpumpe, die in die  Nachtabsenkung logisch integriert ist, sind die Ausnahme. 
Wird der hydraulische  Abgleich für diese Betriebsbedingung durchgeführt, oder für den  Tagesbetrieb? Üblicherweise sollte der hydraulische Abgleich beim  max. Volumenstrom, d.h. für die Nachtabsenkung durchgeführt werden.  Alle Thermostatventile öffnen nämlich nun bis zur eingestellten  Begrenzung und in allen Räumen fällt die Temperatur auf einen  gewünschten Wert ab. Bestimmte Räume können beim hydraulischen  Abgleich entsprechend unterschiedlich bedacht werden, sodass der  Pförtner nicht zwangsläufig nachts frieren muss. Die  Temperaturdifferenz zwischen Vor- und Rücklauf erreicht während der  Nachtabsenkung ihr Minimum. Da die Heizungsventile max. geöffnet  sind und die Heizungspumpe den höchstmöglichen Volumenstrom  liefert, kann die Raumtemperatur nur über die Vorlauftemperatur  geregelt werden, d.h. die Heizungskurve, die die Vorlauftemperatur in  Abhängigkeit des Außentemperaturfühlers regelt, macht ebenso wie  der hydraulische Abgleich nur während der Nachtabsenkung Sinn? 
Alternativen
Alle reden von  Elektromobilität obwohl Batterien systembedingt einem Treibstofftank  bei den Kriterien: Kosten, Speicherkapazität, Füllgeschwindigkeit,  Gewicht und Haltbarkeit deutlich unterlegen sind. Elektrischer Strom  gilt als umweltfreundlicher und zukunftsorientierter als Erdgas oder  Diesel. Lohnt sich zukünftig vielleicht wieder eine  Elektro-(Speicher-)Heizung? 
                Für  Kraftwärmekopplungen sind hohe Investitionskosten erforderlich.  Damit die Einsparungen zu einer wirtschaftlichen Entlastung führen,  benötigt man eine entsprechend hohe durchschnittliche Auslastung;  bei üblichen Gebäudeheizungen werden die erforderlichen  Betriebszeiten nicht erreicht. Wenn man statt eines  Verbrennungsmotors einen Stirlingmotor verwendet, werden in der Regel  weder die Einschaltdauer noch die Wirtschaftlichkeit verbessert. 
Beim Einsatz von  Wärmepumpen ist zu bedenken, dass der Strompreis zukünftig  möglicherweise stärker ansteigen wird, als der Gaspreis. Die  Wirtschaftlichkeit einer Wärmepumpe wird durch die  Temperaturdifferenz von Kondensations- zu Verdampfungstemperatur  bestimmt. Anzustreben ist ein Temperaturunterschied von unter 35K.  Statt mit Wasser als Wärmeträger zu arbeiten, wäre eine Erwärmung  der Luft direkt durch den Kondensator zu empfehlen, der Verdampfer  sollte bevorzugt bei Temperaturen oberhalb des Gefrierpunktes  betrieben werden, wie man dies mit Hilfe von Gewässern oder im  Erdreich erreichen kann. Diese Voraussetzungen wird man bei den  meisten vorhandenen Gebäuden nur mit sehr hohen Investitions-Kosten  erreichen können.
Vaillant erprobt  gegenwärtig Brennstoffzellen-Heizgeräte, die bis zu 25%  Primärenergie und bis zu 50% CO2 einsparen sollen. 
„Der Autor dieser  Zeilen konzipiert gerade ein Gerät, dass Erdgas zerlegt, den  Wasserstoff in einer Brennstoffstelle in Strom und Wärme wandelt und  den Kohlenstoff des Erdgases zur Erzeugung von Diamanten verwendet,  sodass in diesem Verfahrensschritt der im Erdgas enthaltene  Kohlenstoff nicht als CO2 in die Atmosphäre gelangt.  Durch den Verkauf der Diamanten können bis zu 95% der  Betriebs-Kosten gedeckt werden.“

  
  Bedienung  des Kessels für Träger einer Gleitsichtbrille nicht vorgesehen -  zum Vergleich klappbare ergonomische Bedienung eines Druckers
Fazit
Nur weil eine genügend  große Anzahl von Personen oder Medien etwas behauptet, muss dies  nicht wahr sein. Wer schwierig vergleichbare Zahlen mit den Zusätzen  „bis zu“ nennt, sollte Misstrauen erwecken. Vergleiche mit  „konventionellen“ Anlagen machen nur Sinn, wenn diese klar  definiert werden. 
                Eine simple  Gebäudeheizung als Beispiel zeigt, dass es in der Regel sinnvoll  ist, Grundlagen aufzufrischen und alle Aussagen, die nicht  vollständig logisch oder nachvollziehbar sind, zunächst zu  überdenken. 
Bevor man ein Projekt  beginnt sollte man einen Plan haben und über genügend Wissen  verfügen. Nur weil bestimmte Strömungen herrschen, muss man sich  nicht mit Ihnen treiben lassen. 
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