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                Schmierstofffragen                
Der  Hersteller einer Maschine wird sich mit ihr vermutlich am besten  auskennen und in der mitgelieferten Dokumentation die Wartung und die optimalen Hilfs- und Betriebsstoffe definieren,  die zu verwenden sind?                 
                Bei  der Wahl von z.B. Bandschmiermitteln wird man von der  Herstellerempfehlung eher abweichen, als beim Öl für die Gasturbine  der Kraftwärmekopplung. 
Gibt  es Parallelen bei den Eigenschaften von Bandschmiermitteln und den  Anforderungen von Getriebe-, Kompressor- oder Motorölen?                
                Wenn  ein (Maschinen-)Hersteller besonders lange Wartungsintervalle oder  einen besonders geringeren Energieverbrauch auslobt, ist dann der  Wettbewerber nicht in Versuchung, dieses möglichst zu übertrumpfen,  auch wenn diese (Marketing-)Vorteile durch erhebliche Nachteile für  den Betreiber erkauft werden müssen?                
                Werden  Wartunganleitungen auch für die Maschinen gepflegt, die sich bereits  im Markt befinden? Werden Erkenntnisse z.B. über neue Schmierstoffe  dem Betreiber einer Maschine mitgeteilt? Hat der Betreiber  möglicherweise sogar einen Rechtsanspruch darauf oder sollte er den  Hersteller im Kaufvertrag verpflichten entsprechende Anweisungen  während der gesamten Maschinenlebensdauer regelmäßig kostenfrei zu  aktualisieren?                
                 Wie entsteht die Wartungsanleitung?
                Im  Produktsicherheitsgesetz (ProdSG § 39 Abs. 1 Nr. 2 ) steht:  „Ordnungswidrig handelt, wer vorsätzlich oder fahrlässig […]  entgegen § 3 Absatz 4 eine Gebrauchsanleitung nicht, nicht richtig,  nicht vollständig, nicht in der vorgeschriebenen Weise oder nicht  rechtzeitig mitliefert“; im dort zitierten § 3 Absatz 4 wird  spezifiziert: „Sind bei der Verwendung, Ergänzung oder  Instandhaltung eines Produkts bestimmte Regeln zu beachten, um den  Schutz von Sicherheit und Gesundheit zu gewährleisten, ist bei der  Bereitstellung auf dem Markt hierfür eine Gebrauchsanleitung in  deutscher Sprache mitzuliefern, […]“. Wie so oft, lässt der  Gesetzgeber durch die Verwendung des Wortes „Sicherheit“ einen  Interpretationsspielraum; ist hier auch Betriebssicherheit gemeint  oder nur Personen- und Sachschutz? In der Maschinenrichtlinie  2006/42/EG wird 69 mal der Wortbestandteil „-anleitung“  verwendet. Aber auch hier geht es primär um „Sicherheit“.                
                Statt  sinnvoller Informationen hat man regelmäßig den Eindruck, dass der  Hersteller sich primär gegen alle realen und fiktiven Risiken  absichern möchte. Amerikanische Filmproduktionen scheinen die Texter  von Anleitungen zu inspirieren. In der Betriebsanleitung einer  geeichten Waage eines bedeutenden deutschen Herstellers steht z.B.:  „Beim Auftreten von elektromagnetischen Feldern ( z.B. durch  Mobiltelefone […] sind große Anzeigeabweichungen (falsche  Wägeergebnisse) möglich.“ Es darf bezweifelt werden, dass die PTB  im Rahmen einer Baumusterprüfung die Eichfähigkeit bescheinigt  hätte, wenn ein Handy in der Nähe der Waage zu falschen  Anzeige-Ergebnissen führt. Aber wer entscheidet was inhaltlich in  der Anleitung steht? Wer legt fest welche Schmiermittel zu verwenden  sind? Ist eine Empfehlung tatsächlich als Empfehlung gemeint oder  ist sie als Vorschrift zu verstehen, da man mit Nachteilen (im  Schadensfall) rechnen muss, wenn man davon abweicht? Wie wird ein  Hersteller auf eine Mängelrüge reagieren, wenn er mit maximaler  Kreativität in der Anleitung beschrieben hat, dass der Kunde  grundsätzlich an einem Schaden schuld ist? Sind die in der Anleitung  vorgeschriebenen Betriebsbedingungen real überhaupt möglich? Wenn  es im Falle eines Schadens sowieso zum (gerichtlichen) Streit kommen  wird, warum sollte man dann die Schmiermittelvorschriften des  Herstellers sklavisch beachten und nicht den eigenen Sachverstand  nutzen?                
                Je  nach Größe und Art des Lieferanten kann es sein, dass ein  Konstrukteur aus persönlicher Erfahrung Schmiermittel vorschreibt  oder empfiehlt. Angaben können auch auf Grundlage von Versuchen  entstehen. Wenn interdisziplinär, Kaufleute, Konstrukteure,  Schmiermittelentwickler, Vertrieb-/Marketingfachleute, Logistiker  etc. zusammen arbeiten, sollte man ein optimales Ergebnis erwarten.  Aber für wen wird es optimal sein, für den Kunden oder für den  Verkäufer? Besteht irgendeine Motivation die einmal verfasste  Anleitung zu aktualisieren? Da eine Aktualisierung mit erheblichen  Kosten verbunden ist, wird man sie vermutlich nur durchführen, wenn  es hierfür wichtige Gründe gibt oder wenn der Vertrieb regelmäßige  Aktualisierungen als Marketinginstrument versteht.                
                Aufgaben  des Schmiermittels
                Schmiermittel  werden in der Regel eingesetzt, um die Reibung möglichst weit zu  reduzieren. Aber es gibt auch Ausnahmen. Ein Schneidöl für die  spanende Fertigung z.B. muss erlauben, dass die Schneide einen Span  erzeugen kann und sollte nicht über das Werkstück „verschleißfrei“  hinweg gleiten. Die Kühlung von Schneide und Werkstück sind  besonders wichtige Eigenschaften des Kühlschmiermittels.                
                Beim  Bandschmiermittel kann die Wirkung beobachtet werden. Technisch ist  es möglich eine Abfüllanlage zu bauen, die keinerlei Bandschmierung  benötigt. In der Praxis bestimmt hingegen die kritischste Stelle der  gesamten Anlage mit welchem Mittel in welcher Konzentration alle  Bänder geschmiert werden; nur die Dosiermenge an den verschiedenen  Anwendungsstellen variiert. Wenn man die kritischste Stelle der  Anlage konstruktiv entschärfen würde, ließe sich eine Anforderung  an das Bandschmiermittel reduzieren. Dies ist aber eine theoretische  Betrachtung, denn in der Praxis wird viel zu selten überprüft, ob  mehr bzw. teurer geschmiert wird, als nötig. Die üblichen  Anforderungen, wie die Mischbarkeit mit Wasser, die  Umwelt-/Abwasserverträglichkeit oder die Minimierung  gesundheitlicher Gefahren sollten allgemein bekannt sein. Wurde bei  der Festlegung des Prozesses berücksichtigt, dass vollentsalztes  Wasser zum Verdünnen des Bandschmiermittels eingesetzt wird? Wie  häufig wird der Prozess überprüft? Warum findet man auch heute  noch Dosierstellen, die das Bandschmiermittel durch feine Düsen  pressen, sodass ein wesentlicher Teil des Bandschmiermittels nicht  auf den Bändern, sondern auf den Schleimhäuten der Mitarbeiter  landet?                
                Risiken  bewusst?
                Das  Bandschmiermittel soll mikrobiologisches Wachstum hemmen und eine  Reinigung der Bänder nicht behindern. Dass es nicht korrosiv sein  darf, versteht sich eigentlich von selbst. Nach Möglichkeit sollte  es mit anderen Materialien überhaupt nicht reagieren? Dass  Bandschmiermittel am Boden des Getränkebehälters verbleibt, wird  gerne ausgeblendet. Wenn jemand im Garten aus der mit Tau bedeckten  Flasche trinkt, wird Bandschmiermittel auf seine Hand gelangen; wenn  er nun mit dieser Hand Nahrung zum Mund führt, wird er auch  Bandschmiermittel zu sich nehmen. Sind diese aufgenommenen Mengen  immer unbedenklich?                
                Vor  einigen Jahren hat der Hersteller eines Dosenverkaufsautomaten ‑ mit  neuartigen Führungen aus Kunststoff ‑ diesen ausführlich  testen lassen, bevor er ihn in den Markt einführte. Zeitgleich mit  der Markteinführung des Verkaufsautomaten wurde ein neues  Bandschmiermittel eingesetzt. Dass das Bandschmiermittel mit den  Kunststoffführungen chemisch reagiert, hatte niemand erwartet.  Da die entstehenden Dämpfe kaum aus dem Automaten entweichen  konnten, kondensierten sie auch auf der Dosenoberfläche und  insbesondere Personen, die direkt aus der Dose tranken, nahmen so  viel dieser Reaktionsprodukte auf, dass sie wegen erheblicher  Gesundheitsbeschwerden ärztlich behandelt werden mussten. Der  Öffentlichkeit wurde natürlich ein viel leichter zu verstehender  und deshalb „glaubwürdigerer“ Fehler präsentiert, um  diskussionslos glaubhaft machen zu können, dass ein solcher Fehler  niemals wieder auftreten wird.                
                Ölwechsel  sinnvoll?
                Getriebe  werden seit vielen Jahren mit einer lebenslangen Ölfüllung  geliefert. Für die allermeisten Betriebsbedingungen ist diese  Ölfüllung vollkommen ausreichend. Mercedes Benz hat auf Grund  dieser Erfahrung z.B. das NAG1 Getriebe (722.6) so konstruiert, dass  die Möglichkeit entfallen ist, einen Ölwechsel durchzuführen.  Inzwischen gibt es weltweit zahlreiche Lösungen das Getriebeöl  durch eine Spülung zu wechseln, da offensichtlich die tatsächlichen  Betriebsbedingungen von den angenommenen abweichen können und es  gelegentlich zu Schäden am NAG1 bereits bei Laufleistungen um  200.000 km (~ 3.000 Betriebsstunden) gekommen ist.                
                Ist  es deshalb möglicherweise sinnvoll auch bei  Industrie-Getriebemotoren das Öl zu wechseln? Ein Wechsel des Öls  würde Sinn machen, wenn die Eigenschaften des Öls sich über die  Betriebszeit so verschlechtern würden, dass es dadurch zu Schäden  kommen kann oder wenn durch das neue Schmiermittel die Betriebskosten  soweit sinken, dass sich der Ölwechsel durch die geringeren  Betriebskosten bezahlt macht.                
                Für  einige Anwendungen bestellt der Endkunde oder der Anlagenbauer eine  Ölfüllung nach H1 der NSF (National Sanitation Foundation) bzw.   gem. Richtlinie 21 CFR 178.3570 der Food and Drug Administration  (FDA). Vollsynthetische Öle auf Basis von Polyalphaolefinen (PAO)  können den vorgenannten Richtlinien entsprechen.                
                Inzwischen  sind Getriebe im Einsatz, die vor über 30 Jahren mit einer  lebenslangen Ölfüllung in Betrieb genommen wurden. Aus Sicht der  Hersteller wird jeder Kunde bei einem Ausfall des Getriebes  akzeptieren, dass nach dieser Zeit das Lebensende erreicht war.  Niemand wird sich ernsthaft die Frage stellen, ob ein Ölwechsel vor  10 Jahren die Lebensdauer um z.B. 20 Jahre verlängert hätte; aber  ist diese Frage wirklich so unsinnig? Diese Frage kann man natürlich  nur beantworten, wenn man den Schaden analysiert.                
                Reserven  richtig eingeschätzt?
                Für  Verbrennungsmotoren werden „Voodoo“-Filter angeboten, und Nutzer  dieser Filter in PKW berichten von 200.000 km ohne Motor-Ölwechsel.  Dieser Filter kann aber eigentlich nur eine Eigenschaft des Öls, die  Schmutz-Aufnahmefähigkeit verlängern. Bei großen stationären  Motoren oder bei Schiffs-Antrieben wird niemand das Öl nach einer  bestimmten Zeit oder Laufleistung wechseln, sondern diese  Entscheidung auf Grundlage einer chemisch-technischen Analyse  treffen. Die Betriebszeiten, die hier erreicht werden, sind in der  Regel gigantisch hoch, so dass ein PKW, der 200.000 km keinen  Ölwechsel benötigte, nicht beeindruckt. Polpulärwissenschaftliche  Aussagen mit den „Vorwörtern“ „kann“ oder „bis zu“ über  den Verschleiß bei ungünstigen Betriebsbedingungen basieren in der  Regel auf „vorzeitlichen“ und wenig belastbaren „Studien“.  Seit vielen Jahren werden Schmiermittel eingesetzt, die Additive  enthalten. Neben der Aufnahme von Schmutz, können Schmieröle in der  Regel auch etwas Feuchtigkeit vertragen, nach DIN 51599 wird das  Demulgierverhalten geprüft, d.h. die Eigenschaft mit Wasser keine  Emulsion zu bilden. Die Bildung einer mayonnaiseartigen Substanz im  Deckel des Öleinfüllstutzens, die Gebrauchtwagentester im Fernsehen  messerscharf auf eine defekte Zylinderkopfdichtung oder  Kurzstreckenverkehr schließen lassen, sollte bei zeitgemäßen  Schmierstoffen weitgehend verhindert werden.                
                Die  Grundöle selbst altern kaum, sofern sie nicht z.B. durch extrem hohe  Temperaturen oder durch mikrobiologischen Befall „angegriffen“  werden. Da Mikroorganismen auch Wasser zum wachsen benötigen, ist  ihr Wachstum im Getriebe-, Motor- oder Kompressoröl eher selten  anzutreffen. Bei einer mechanischen Überbeanspruchung (eines für  den Anwendungsfall ungeeigneten) Schmiermittels können lange  Moleküle der Additive zerteilt werden.                
                Die  Viskosität ist ein Merkmal, das häufig falsch interpretiert wird.  Moderne Schmiermittel enthalten Additive, die sie zu  Nicht-Newton-Flüssigkeiten machen. Wenn bei steigender  Schergeschwindigkeit die Viskosität sinkt, bezeichnet man dies als  strukturviskos oder scherverdünnend. Jeder kennt dies vom Ketchup,  der durch das „Additiv“ Xanthan durch schütteln fließfähig  wird. Diese Eigenschaft ist bei Schmiermitteln für Maschinen eher  unerwünscht. Deshalb werden in der Regel scherverzähende Additive  eingesetzt, d.h. bei zunehmenden Scherkräften nimmt auch die  Viskosität zu. Nun soll bei sehr niedrigen Temperaturen, wie man sie  z.B. bei Getriebemotoren, die im Freien an Annahmeförderen  installiert sind, antrifft, die Viskosität weder zu stark ansteigen  noch bei hohen Temperaturen zu weit absinken, sodass durch Additive  im Schmiermittel die Viskosität bei allen vorgesehenen  Betriebsbedingungen im Rahmen bleibt, sodass eine ausreichende  Schmierung immer stattfinden kann.                
                Fazit
                Eigenschaften  wie Schaumverhalten, Verschleißschutz, Korrosivität (z.B. beim  Kontakt mit lackierten Bauteilen, Fußbodenbelägen oder Edelstahl  rostfrei), Umweltverträglichkeit, Geruch oder gesundheitliche  Einflüsse sind bei allen Schmiermitteln vom Bandschmiermittel über  Getriebe- und Kompressoröl bis hin zum Öl für  Verbrennungskraftmaschinen wichtige Eigenschaften. Die  Wahrscheinlichkeit, dass Mitarbeiter Dämpfe vom Öl des  Kältekompressors einatmen ist geringer, als bei Aerosolen des  Bandschmiermittels.                
                Da  auch lebensmittelrechtlich zugelassene Schmiermittel nach H1-NSF im  Produkt nichts zu suchen haben, ist die Frage der Nachweisbarkeit im  Produkt nicht unerheblich. Die Alterungsbeständigkeit ist  insbesondere bei lebenslangen Schmiermittelfüllungen und bei  unüblichen Betriebsbedingungen von Interesse.                
                Die  Herstellerangaben sind in der Regel sehr konservativ.  Schmiermittelvorschriften schreiben meist ‑ auch bei  ungünstigen Betriebsbedingungen ‑ einen zu frühzeitigen  Wechsel des Schmiermittels vor. Wenn es wirtschaftlich vertretbar  ist, sollte vor einem Schmiermittel-Wechsel eine  Chemisch-Technische-Analyse durchgeführt werden.                
                Auch  wenn es modernere und bessere Schmiermittel auf dem Markt gibt,  sollte eine Abweichung von der Herstellervorschrift nur erwogen  werden, wenn ein namhafter Schmiermittelhersteller einen hierbei  verantwortungsbewusst begleitet und die in Aussicht gestellten  Vorteile gegenüber den Risiken überwiegen.                
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