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                Ist die Offensichtliche Lösung die Beste?
  
  
                 
                Betrachtungen zu Mess- und Regeleinrichtungen
                   
                  
                  
                
  
  
  
  
   
  
  
   
Wer legt fest welche Mess- und Regeleinrichtungen eingesetzt  werden sollen? Ist der erste oder naheliegendste Gedanke auch immer  der beste? Kann man verbal denkend eine optimale Lösung finden oder  benötigt man Planer die non-verbal denken können oder stellt eine  komplexe Computer-Simulation die beste Lösung dar, in der das  Problem "automatisch analysiert" wird und Milliarden von  Parametern berechnet werden, um die optimale Lösung zu finden? Oder  macht man einfach das was alle machen oder was alle schon immer  gemacht haben?
 
  
   
  
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      - Ist die offensichtliche Lösung die beste?
        
        
-  Die Frage, "beschreiben Sie, wie man die Höhe eines  	Wolkenkratzers mit einem Barometer feststellt", hat  	offensichtlich eine einzige sich aufdrängende Lösung. Wenn man  	hingegen genauer darüber nachdenkt, gibt es zahlreiche Lösungen.  	Es wird gesagt, dass der junge Niels Bohr im Rahmen einer Prüfung 7  	Möglichkeiten aufführte, in Wikipedia werden 10 wissenschaftliche  	und 4 unwissenschaftliche Lösungen zur Beantwortung dieser Frage  	genannt (http://de.wikipedia.org/wiki/Barometer-Frage).   	
          
          
 
            
            - Das der erste Gedanke der richtige ist, gilt manchmal z.B. im  	Straßenverkehr, wenn man entscheiden muss, ob man einen  	Überholvorgang abbricht oder ob man voll beschleunigt, um den  	Überholvorgang möglichst bald abzuschließen; zu Beginn des  	Entscheidungsprozesses sind beide Möglichkeiten richtig. Dies ist  	ein typisches Beispiel für "Gefahr im Verzug", denn je  	länger man mit der Entscheidung wartet, desto gefährlicher wird  	die Situation bis sich ein Unfall nicht mehr vermeiden lässt,  	unabhäbgig von der Entscheidung. Bei der Auswahl von  	Anlagenbauteilen und der Festlegung der Steuerung ist jedoch das  	Gegenteil der Normalfall. Den Prozess vorher von allen Seiten zu  	durchdenken macht immer Sinn.
              
              
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                - Die Ergebnisse einer solchen Problemanalyse müssen natürlich  	strukturiert und gewichtet werden. Ein Lieferant wird aber anders  	strukturieren und `wichten als ein Anlagenbetreiber. Der Preis des  	Bauteils hat für den Anlagenbetreiber selten Vorrang. In der Regel  	wird er neben den Integrations- und den offensichtlichen Folgekosten  	wie Ersatzteilhaltung, Wartung, Kalibrierung auch Parameter wie  	Messwertgüte, Betriebssicherheit oder Schulungsaufwand nach eigenen  	Prioritäten berücksichtigen.
                  
                  
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                    - Differenzierte Betrachtung 
                      
                      
- Für ein und dieselbe Messgröße, können vollkommen  	unterschiedliche Messprinzipien zum Einsatz kommen. Wenn z.B. die  	Luftfeuchtigkeit in einem Raum in dem Papieretiketten lagern,  	gemessen werden soll, ist zum einen nicht mit schnell wechselnden  	Messergebnissen zu rechnen und zum anderen sind die Anforderungen an  	den Messbereich und die Messgüte relativ gering. Ein einfaches  	Absorptionsygrometer (typisch: Haarhygrometer), das für den  	Sollbereich kalibriert wurde, würde hier ausreichen; der  	Messwertaufnehmer ist jedoch nicht wartungsfrei, sodass der  	Betreiber vermutlich ein kaum teureres, aber dafür wartungsfreies  	kapazitives Hygrometer wählen würde. Wenn zur Steuerung einer  	Trocknungsanlage die Luftfeuchte möglichst genau gemessen werden  	soll, kommt evtl. ein Taupunktspiegelhygrometer zum Einsatz, das  	eine sehr hohe Messgenauigkeit mit einem hohen Preis verbinden.
                        
                      
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                      - Die meisten Messgeräte messen indirekt. Temperatursonden messen  	in der Regel einen elektrischen Widerstand. Früher saßen die  	Messumformer im Schaltschrank und es wurde über 3- oder  	4-Leiterschaltungen philosophiert, um die Fehler in den Leitungen zu  	kompensieren. Heute wird der gemessene Widerstand direkt im Kopf des  	Geräts verarbeitet, was eine, aber nicht alle Fehlerquellen  	eliminiert, was gerne unberücksichtigt bleibt.
                            
                      
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                      - Dass das Messergebnis einer kapazitiven Füllstandssonde von der  	Dielektrizitätskonstante [εr]  	abhängt, akzeptiert der Betreiber ohne dass er die Konsequenzen  	versteht. Da die εr  	auch bei ähnlichen Getränken sehr unterschiedliche Werte aufweisen  	kann, sind kapazitive Füllstandssonden z.B. für Getränke nicht  	gut geeignet.
                                
                      
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                      - Bei der Auswahl der Messwertaufnehmer ist neben Sachverstand  	auch Erfahrung hilfreich.
                                    
                      
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                      - Sehr häufig sollen Messwerte nicht nur angezeigt werden oder  	bei Über- oder Unterschreitung einen Alarm auslösen, sondern einen  	Prozess regeln.   	
                                        
                      
- Ein häufig auftretendes Problem ist, dass der Regelkreis  	"mechanisch" zu langsam konstruiert wurde. Auch wenn  	Programmierer versuchen Planungs- und Ausführungsfehler zu  	kompensieren, wird das Ergebnis selten befriedigen können. An den  	nachfolgenden Praxisbeispielen sollen 2 häufig auftretende Probleme  	dargestellt werden.
                                          
                      
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                      - Beispiel 1 (Abb.1)
                                              
                      
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 Eine KZE soll einen Flaschenfüller versorgen. Hierfür soll die KZE  	zwischen 50 und 110% der Nennleistung von 20m³/h betrieben werden  	können. Die Pasteurisationseinheiten werden vom Bediener vorgewählt  	und sind während der Produktion konstant. Maßgeblich ist die  	Temperatur am Ende des Heißhalters. Aufheiz- und Abkühlzeiten  	bleiben unberücksichtigt. Die Heißhaltezeit beträgt bei  	Nennleistung 30 Sekunden. Der Puffertank ist für  	Betriebsunterbrechungen bis zu einer Stunde ausgelegt. Nach den  	anerkannten Regeln der Technik ist die KZE mit einem  	Warmwasser-Sekundärkreislauf ausgerüstet.
                                                
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                      - Wenn man sich dem Problem unbedarft nähert, wird man am Ende  	des Heißhalters den Temperaturfühler für die Solltemperatur  	installieren, der über einen PI-Regler das Dampfventil des  	Sekundärkreislaufs steuert. Die Füllhöhe würde mit einer  	Differenzdruckmessung erfasst, da man die Pobleme kapazitiver Sonden  	kennt. Als Sollwert wählte man eine sehr geringe Füllmenge von 1  	m³=const., die mit Hilfe eines Regelventils direkt im Einlauf des  	Tanks über einen PI-Regler gesteuert wird. Wenn man nun feststellt,  	dass bei sich schließendem Regelventil der zulässige Druck in der  	KZE überschritten würde, bekäme eine Pumpe noch einen  	Frequenzumformer mit einer Druckregelung spendiert.
                                                    
                      
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                      - Auch wenn der Füller absolut konstant Produkt abnimmt und  	eigentlich sämtliche Stellwerte konstant sein müssten, regeln  	PI-Regler stetig, d.h. wenn es keine Abweichung gibt, regeln sie so  	lange, bis es eine Abweichung gibt. Die Füllstandsmessung wird  	(wenn sie nicht gedämpft ist) keinen konstanten Wert anzeigen,  	sondern um einen Wert herum pendeln, falls sie gedämpft ist, wird  	sie wahre Füllstandsänderungen entsprechend träge anzeigen.
                                                        
                      
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                      - Wenn nun der Füller stoppt, steigt der Füllstand im Puffertank  	an. Das Regelventil im Puffertankeinlauf reduziert den Volumenstrom  	bis der minimale Volumenstrom erreicht ist. Durch das sich  	schließende Produktregelventil steigt der Druck in der  	Produktleitung an und die Drehzahl der Produktzuführpumpe wird  	herunter geregelt. Da der Druck vor dem Produktregelventil nun  	absinkt fällt der Volumenstrom zu sehr ab und das  	Produktregelventil öffnet wieder, so arbeiten das  	Produktregelventil und die Pumpendrehzahlregelung gegeneinander, bis  	sie sich "eingeschwungen" haben. Durch den reduzierten  	Produkt-Durchfluss steigt die Temperatur im Sekundärkreislauf  	schnell an und die Produkttemperatur wird ebenfalls erhöht, da der  	Temperaturfühler sich aber am Ende des Heißhalters befindet, kann  	er erst 30 Sekunden später die Temperaturerhöhung melden. Wenn man  	diesen Temperaturfühler zum Anfang des Heißhalters versetzt, kann  	die Regelung schneller (aber trotzdem nicht schnell genug)  	reagieren. Den Temperaturverlust des Heißhalters könnte man über  	eine zweiten Temperaturfühler erfassen und in der Steuerung  	berücksichtigen. Zu beachten ist hierbei, dass übliche  	Temperaturfühler, die eine elektrische Widerstandsänderung messen,  	immer eine gewisse Trägheit aufweisen, wobei das Anzeigeverhalten  	durch die Auswahl der Bauform und Art der Installation häufig  	negativ beeinflusst wird. Das Produktregelventil könnte auch den  	Druck im System regeln und der Volumenstrom und der Füllstand im  	Tank könnte dann über die Drehzahlregelung der Pumpe erfolgen. Um  	ein schwingen zwischen Produktpumpe und Produktregelventil zu  	verhindern, könnte man die Druckregelung einfrieren, wenn die  	Abweichung vom Sollwert sich innerhalb einer vorgegebenen Toleranz  	befindet. Statt eines PI-Reglers könnten für die Druckregelung  	auch ein P-Regler oder ein einfacher Step-Regler verwendet werden.  	Auch ein dynamischer Sollwertgeber wäre denkbar, um das Schwingen  	dieser beiden Regelkreise zu verhindern. Da die Abhängigkeit von  	Volumenstrom, Temperatur und Druck zu den Stellwerten des  	Dampfregelventils, des Produktregelventils und der Drehzahl der  	Produktpumpe bekannt sind und mathematisch beschrieben werden  	können, könnte eine Störgrößenaufschaltung durchgeführt  	werden. Es könnten auch der Dampfdruck innerhalb des  	Wärmeübertragers oder die Kondensatmenge gemessen und für die  	Steuerung verwendet werden. Hierbei wären jedoch die spezifischen  	Wärmekapazitäten der verschiedenen Produkte zu berücksichtigen.  	Statt eines konstanten Sollwertes im Tank, könnte auch der  	Volumenstrom in Abhängigkeit vom Füllstand geregelt werden. Man  	könnte natürlich auch den Tank besonders groß ausführen und den  	Volumenstrom gar nicht regeln.   	
                                                            
                      
 
                        
                      - Beispiel 2 (Abb. 2)
                                                                
                      
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 Der CO2-Gehalt eines Mischgetränkes soll auf einen  	konstanten Wert eingestellt werden. Ein Bestandteil des  	Mischgetränks wird in einem Tankwagen angeliefert. Dieser Teil ist  	bereits karbonisiert, wobei der CO2-Gehalt unbekannt ist  	und von Tankwagen zu Tankwagen erheblich schwanken kann. Die andere  	Komponente ("Produkt 2") ist nicht karbonisiert. Im  	Betrieb vorhanden ist ein CO2-Messgerät, das alle 25  	Sekunden einen Messwert liefert, es befindet sich direkt im  	Füllereinlauf. Der Versuch dieses Messgerät in Verbindung mit  	einem PI-Regler zur Einstellung des CO2-Gehaltes zu  	verwenden, musste scheitern. Das Messgerät wurde daraufhin  	versetzt, sodass der CO2-Gehalt des angenommenen  	Produktes so früh wie möglich, d.h. direkt nach der Annahme  	gemessen werden konnte. Durch die Länge der Rohrleitung und einen  	in der Leitung befindlichen Kühler, war die Messung des Produktes  	abgeschlossen, bevor das gerade gemessene Produkt den  	CO2-Dosierpunkt erreichte. Über den Volumenstrom wurde  	die Konzentration am Dosierpunkt errechnet und CO2  	masseproportional hinzu dosiert.
                                                                  
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                      - Fazit
                        
                      
-  Sicherlich gibt es gute, weniger gute und sehr gute Lösungen; es  	nützt aber nichts, wenn besonders hochwertige Hardware eingesetzt  	und die Steuerung normgerecht beschrieben werden, wenn dann die  	Umsetzung unzureichend ist oder der Inbetriebnehmer nicht weiß, wie  	z.B. ein Regler parametriert wird. Planungsfehler sollten eigentlich  	nicht vorkommen. Während der Inbetriebnahme sollten  	Ausführungsfehler beseitigt und die Bauteile parametriert bzw.  	kalibriert werden.
                                                                        
                      
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                      - Dem Anlagenbetreiber wird empfohlen das Pflichtenheft sorgfältig  	zu formulieren und sich das Lastenheft detailliert erklären zu  	lassen, bevor die Anlage bestellt wird. Schnelle Regelkreise zu  	optimieren ist einfach, wenn ein Lieferant langsame Regelkreise mit  	entsprechenden Algorithmen beherrschen will, sollte er das  	detailliert erklären können. Die optimale Lösung ist die, die das  	gewünschte Ergebnis mit dem geringsten Aufwand realisiert.
                                                                            
                    
                                  
 
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